Pferdezucht: Trächtigkeit der Stute, Geburt eines Fohlens und ihre Versorgung

Geschrieben von Dr. med. vet. Caroline Fritz

Es ist Sommer! Vor der Trächtigkeit des Pferdes

Pferde sind in Bezug auf die Paarungszeit im Sommer aktiver, denn die steigende Menge an Tageslicht beeinflusst diese maßgeblich. Daher heißen Pferde auch „Long Day Breeders“. Dieses Verhalten ist evolutionär bedingt und auf die bestmöglichen Überlebenschancen des Nachwuchses zurückzuführen. Ziel ist eine größtmögliche Versorgung mit Nahrung, Wasser sowie eine optimale Umgebungstemperatur.

Mehr Licht beeinflusst der Hormonhaushalt des Pferdes

Der steigende Lichteinfall wird vom Pferd über die Pupille zum Gehirn geleitet, wo eine steigende Melatoninfreisetzung stattfindet. Die Folge ist eine Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse. Das im Hypothalamus freiwerdende Hormon GnRH (Gonadotropin-releasing Hormon) bedingt die Ausschüttung von FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon) in der Hypophyse, welche die Aktivität der Geschlechtsdrüsen erhöht.
Ab jetzt wiederholt sich der Zyklus der Stute jeden Monat. Innerhalb von 22 Tagen reift die Eizelle heran, in fünf bis sieben Tagen Rosse wird diese dann auf die Befruchtung vorbereitet. Findet eine Befruchtung erfolgreich statt, dauert die Trächtigkeit von nun an 340 Tage lang.

Die Bedeutung von Zufütterung und Supplementierung

Findet zur Zeit der Bedeckung und Geburt eine Unterversorgung statt, so kann dies gravierende Folgen auf den Zuchtwert einer Stute haben. Umso mehr ist eine bedarfsgerechte Zufütterung und Supplementierung notwendig. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt dabei das ß-Carotin. Das Pferd kann dieses Provitamin in Vitamin A umwandeln. 1mg entspricht dabei 400 Injektionseinheiten Vitamin A.
Außerdem trägt ß-Carotin zur Fruchtbarkeit von Stute und Hengst bei. Es stimuliert die Progesteron-Produktion, welches sich direkt auf die Qualität der Spermien und Deckleistung des Hengstes sowie die Reproduktionsphasen der Stute auswirkt. ß-Carotin greift dabei in die Follikelreifung sowie die Rosse ein und beeinflusst Empfang und Einnistung des Embryos positiv.

Bedarf an ß-Carotin und Spurenelementen decken

Da Bedeckungs- und Abfohlzeitpunkt in einem Zeitraum liegen, in dem die Versorgung mit natürlichem ß-Carotin (bspw. über Grünfutter) nicht gewährleistet ist, wird eine Zufütterung notwendig. Diese beträgt 500mg täglich. Heu und Silage besitzen einen äußerst geringen Anteil und sind deswegen nicht bedarfsdeckend.
Auch Spurenelemente wie Eisen und Kupfer müssen vorhanden sein, da der Fetus diese in der Leber lagert, um nach der Geburt die Blutbildung zu gewährleisten. Ist dies nicht der Fall, kann es insbesondere bei Frühgeburten zu Veränderungen an den Gliedmaßen kommen.
Eine Zufütterung von Zink und Vitamin A neben Kupfer und Eisen sollte also auch spätestens vier Wochen vor Beginn der Gravidität beginnen.

Es werde Licht! Der Geburtsvorgang und seine drei Phasen

Die Geburt besteht aus „Wehenphase“, „Austreibungsphase“ und „Nachgeburtsphase“ und stellt sowohl für die Stute, als auch für das Fohlen eine anstrengende Herausforderung dar.

Wehenphase

Die Stute wird unruhig, beginnt zu schwitzen und dreht sich zum Bauch um. Regelmäßiges Hinlegen ist nicht unüblich. Die Wehen sollen zusammen mit der Weitung des Geburtskanales die Ankunft des Fohlens indizieren.

Austreibungsphase

Ist die Fruchtblase geplatzt, schiebt sich das Fohlen mit Presswehen nach vorne.
Ist das Fohlen geboren, reißt die Nabelschnur in der Regel beim Versuch der Stute, aufzustehen, um das Junge abzulecken und so den Atem des Fohlens zu ermöglichen.
Der Prozess der Austreibung dauert in aller Regel bis zu 40 Minuten.

Nachgeburtsphase

Die Plazenta sollte als Nachgeburt spätestens zwei Stunden später komplett abgestoßen sein. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass eine vollständige Ausscheidung stattfindet. Andernfalls kann es zu Gebärmutterentzündungen mit folgender Hufrehe kommen.

Die ersten Schritte! Nach der Trächtigkeit und Geburt

Spätestens zwei Stunden nach der Geburt sollte das Neugeborene Biestmilch (Kolostrum) aufnehmen. Diese enthält lebenswichtige Antikörper, sogenannte maternale Antikörper, die vor Infektionsanfälligkeit schützen.
Besonders kritisch gestalten sich die ersten Lebenstage, da in dieser Zeit häufig eine vollständige Versorgung über das Kolostrum an essentiellen Mengen- und Spurenelementen nicht gewährleistet ist. Bedarf besteht insbesondere an Eisen, welches erst im letzten Trächtigkeitsmonat zu 50% im Fetus eingelagert wird. Lediglich eine Versorgung von 10% des Erhaltungsbedarfs findet über die Stutenmilch statt.
Auch ß-Carotin und Vitamin A, die die Muttermilch zum Fohlen transferiert, können einer Infektion entgegenwirken und überdies Aufzuchtkrankheiten vorbeugen.
Unerlässlich ist also auch eine Zufütterung dieser Stoffe nach Trächtigkeit und Geburt sowohl beim Fohlen, als auch bei der Stute, vor allem bei Wintergeburten.

Das erste Jahr. Die wichtigste Zeit für die gesunde Entwicklung

Eine falsche Zufütterung während der Aufzuchtzeit kann zu Fehlentwicklungen führen, die sich ggf. erst später im Erwachsenenalter zeigen. Dies betrifft Fohlen und Stute. Denn die Qualität der Stutenmilch hängt maßgeblich von der Fütterung der Stute während der Trächtigkeit und Laktation ab. Besondere Bedeutung hat jedoch die Versorgung des Fohlens mit wichtigen Mineralien sowie Spurenelementen: Die Zufuhr von Eisen, Kupfer, Zink und Selen wirkt sich auf die Blutbildung, das Knochenwachstum, die Muskelentwicklung und das Immunsystem aus.
Vitamin A und D3 wiederum haben große Bedeutung auf das Wachstum von Körperzellen und die Mineralisierung der Skelettknochen. Da besonders während der Stallperiode Weide und Sonnenlicht fehlen, ist eine Unterversorgung des Fohlens mit diesen Stoffen zu dieser Zeit nicht unüblich. Neugeborene und Saugfohlen sind dementsprechend auf eine Supplementation zur Versorgung dieser Elemente für eine gesunde Entwicklung von Skelett und Muskeln sowie eine Stärkung der Abwehr angewiesen.

Gibt’s da was von myhappypet.de?

Ja.

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